Le cent cinquante et un MDM

 

Zurück in die Steinzeit: Wir starten das neue MDM Jahr auf dem Track des 2020er Silvester-Marathons im Freiburger Süden: Wir besuchen Waltraut (KM 6), die mit 67 Metern der höchste Baum Deutschlands ist. Dann sehen wir uns noch die Steinzeithöhlen am Ölberg an (KM 25). Der Rest ist Routine: Batzenberg-Querung, Schönbergfuß, Schlangenweg und Lorettoberg.

 

Start MDM-151: Donnerstag, den 6. Januar 2022, 09:00 Uhr im Wald neben der Villa Mitscherlich (siehe Karte) 

 

Strecke: 46 KM,  +1350 Höhenmeter (inkl. Umwege, Messung Remo)

 

VPs: KM 30 Ramona am Friedhof in Kirchhofen 

 

Resumé: Ultra-Claudias Ansage am letzten Dienstag: “....Gesundes neues Jahr, ihr Verrückten! hat jemand Bock auf einen langen, ruhigen Lauf am Donnerstag?” Minuten später ist alles klar: Zurück in die Steinzeit. Wir folgen unseren Spuren in die Vergangenheit. Der 132. MDM wird als 151ster der erste des MDM im Jahr 2022. Die Wettervorhersage stellt uns den schönsten Tag der Woche in Aussicht. Naja, gegen Mittag wurde es trocken. Claudia, Remo, Gerd und Ich laufen die meiste Zeit mit nassen Füßen im tiefgründigen Gelände eine Tour mit viel Abwechslung. Mein Garmin hat mal wieder den Track vom Vortag verspeist, ich bediene mein OSMAND mit klammen Fingern auf dem nassen Phone. Das ist nicht optimal. Auch die drei Uhren, Claudias Uschi sowie Remos und Gerds namenlose Handfesseln bringen keine vollständige Klarheit in der “Verlauf” der Strecke. So mancher Abzweig wird überlaufen. Es durfte ein bisschen mehr sein, am Ende waren es 46 Kilometer und mit 1350 auch mehr Höhenmeter als geplant. Alles nach Claudias Geschmack. Fast alles. Die Kurzski-Einheiten im Schlamassel am Ölberghang der Steinzeithöhlen gefallen Ihr nicht so sehr wie die ruhigeren, längeren Schlammpassagen in den Ardennen. Komisch, denn Claudia zeigt die schönste Choreographie bei ihrem Downhill-Ballet. Es gibt einen Kurzfilm, der das dokumentiert. Für mich wäre der Besuch der Wohnstätten der spätsteinzeitlichen Rentierjäger am Ölberg wieder das Highlight des Tages gewesen, wenn nicht bei Kilometer 30 Ramona auf uns gewartet hätte. Sie hat ein neuzeitliches Lager unter einer jungen Sequoia Gigantea aufgeschlagen. Wir erreichen diesen prima VP mit ordentlicher Verspätung, lassen uns nieder und werden nicht nur mit heißer Nudelsuppe und Glühwein verwöhnt. Das ist der zweite VP von Frau Nopper innerhalb einer Woche, der diesem neu ausgeklügelten Versorgungskonzept folgt. Keinerlei Ermüdungserscheinungen im neunten Jahr des Mon Devoir-Kalendariums, gibt es doch immer wieder neue, passionierte Ansätze, um die Mühen des Marathonlaufens zu lindern. Erwähnenswert auch, dass uns Dank Claudia wieder tiefgründige Erkenntnisse abseits ausgetretener Pfade vermittelt wurden. Nach dem Erfurter Latrinensturz des letzten Winters wurden wir diesmal mit einem spannenden Ethno-Thema belichtet: Die Entwicklung des Cargo-Kults in Melanesien, der die indigene Bevölkerung Papua Neuguineas dazu brachte Landebahnen zu roden, Tower Nachbildungen aufzurichten, Flugzeuge aus Bambus und Palmen zu basteln, um mit selbst geschnitzten hölzernen Kopfhörern und Funkgeräten zu versuchen, die Flugzeuge der Ahnen wieder anzulocken. Die waren nach dem Abzug amerikanischer Truppen 45 nebst dem abgeworfenen Cargo ausgeblieben. Claudi vertieft das Thema anhand der Entwicklung der John-Frum- und Prinz-Philip-Bewegung. Ein Kulturclash in Melanesien. Ich bin fasziniert von dieser Perspektive auf unsere Moderne und finde dazu am Abend einen kurzen Film, der darin gipfelt, dass eine imitierte Landebahn in der Nacht mit Feuern beleuchtet wird [ https://www.youtube.com/watch?v=qmlYe2KS0-Y   ].

Unsere Fantasie reichte nicht, den Zieleinlauf des Marathons nur zu simulieren. Wir nahmen die letzten 12 Kilometer mit gebotener Zurückhaltung auf uns. Speis und Trank hatten wir alle etwas übertrieben zugesprochen, so dass der Laufstil an Löschflugzeuge erinnerte, die über dem Meer gerade tonnenweise Wasser geladen haben und nur träge wieder an Höhe gewinnen. Nach der Batzenberg-Querung nur noch um den Schönberg, wo schon Freiburg in Sicht kommt. Nach all den Panoramen der Dörfer im Hexental erscheint uns Freiburg aus der Vogelperspektive als richtig große Stadt. Am Spemannplatz müssen wir den 132er Track verlassen: Der romantische Trail über den Lorettoberggipfel ist eine Sackgasse, seit die Hautevolee ihre Privatstraße verriegelt hat. Die Schande der Kreuzkopfsteige, ein Phänomen, das zur Bauwut passt, die am Lorettoberg wild wuchert. Ausgenutzt wird die Trägheit der Behörden, denn hier gibt es immer noch keinen Bebauungsplan, der in Kraft getreten wäre. Die Lorettobergisierung Substantiv, feminin [die] ist inzwischen ein feststehender Begriff für den forcierten Umbau des lorettobergschen Dornröschenschloß-Flairs durch die ungezügelt ausgelebten Beton-Glas Fantasien einer quasi Gated Community. Mit diesen Gedanken geht es auf den letzten Downhill des Tages. Beinahe sieben Stunden nach dem Take-Off sind wir zurück, frönen noch kurz unserem MDM-Altkleider-Container-Kult und ehren die Heimat der Geister des MDMs mit den obligatorischen Finisher-Fotos.

 

Euer Christof

 

 

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