Le soixante-neuvième MDM - Karfreitags-Marathon auf den Kreuzwegen
Nach dem Marathon ist vor dem Marathon. Getreu diesem Motto bekam ich heute, ca. 36 Stunden nach dem 68. MDM einen perfiden Plan zugesendet, der vorsieht, am Karfreitag Buße zu tun. Über 47 KM werden auf diversen Kreuzwegen Höhenmeter gewonnen und verloren. Torsten hat sich das ausgedacht, obwohl Donnerstagabend eine MDM-Party im Freiburger Anker geplant ist...
Start: Freitag, 30. März 2018 um 08:30h, Altkleider-Container am Max-Planck Institut in der Türkenlouis Straße
VP 1: KM 22 Pilgergaststätte Maria Lindenberg
VP 2: KM 24 Downtown St. Peter (alternativ)
VP 3: KM 43 Biergarten Feierling
VP 4: KM 47 Siegerehrung und Bier am IRONMAN BMW
Résumé: Der Karfreitag, das christliche Abendland. Ein tiefschürfendes Thema in Zeiten wo der Islam doch plötzlich nicht mehr zu Deutschland gehören soll. Ehrlich gesagt, eine bedeutungslose Diskussion für mich. Ich bewege mich gerne in beiden Welten, was vielleicht daran liegt, dass ich ohne den jeweiligen Mitgliedsausweis unterwegs bin. Unterwegs zu sein, das ist eher meine Religion und die der Freunde des MDM-Laufens, die ich hier absichtlich nicht als Jünger bezeichnen werde. Aber so kamen wir uns dann doch am Karfreitag vor. Eine vorderösterreichisch katholisch geprägter Lauf der die Kreuzwege in den ehemaligen Vorlanden des zerstückelten und kleinteiligen Anhängsels der Habsburgermonarchie verbinden sollte. So starten wir am Nukleus der MDMs, diesem Altkleidercontainer in der ehemaligen Hauptstadt von Vorderösterreich. Der Klassiker im Sternwald: Ein Trimm-Dich Pfad, dessen 2,x Kilometer ich schon als junger Studi und Raucher gerne und gequält gelaufen bin.
Wir queren dann bald das Tal auf meiner Seite: Richtung Roßkopf gibt es zunächst den Kreuzweg nach St. Ottilien, dann kein Halten mehr. Auch nach 4 MDM Jahren kann ich nicht mit meinem Navi umgehen. Ein neuer Modus zeigt mir den Weg, der so nicht geplant war. Torsten weist mich geduldig darauf hin, aber akzeptiert, dass der Weg zum Roßkopf auch ungeplant landschaftliche Schönheiten und Trailcharakter bereit hält. Immerhin schalte ich nach einigen Höhenmetern dann doch noch den Verstand ein. Wir laufen zurück auf den Track. Und das auf der als Borderline bezeichneten MTB-Downhillstrecke. Zurück auf der Talsohle des Dreisamtals entschädigen uns die Weitblicke, welche die offene Landschaft für uns bereit hält. Dann wird es wieder ernst. Hinter Oberbirken geht es stetig bergauf. Unser Ziel ist die Pilgerstätte am Lindenberg, den wir zur Feier des Tages als „Lindenbeck‟ verunglimpfen. Schon in Sichtweite bemerke ich erneut einen schweren Navigationsfehler: Die Direttissima war eine Wunschvorstellung. Torsten hat noch einen weiteren Kreuzweg eingeplant. Und der führt direkt von der Talsohle des Unteribentals dort hin. Also zurück auf Los: Die Letzten werden die Ersten sein. Torsten hat 10 Minuten Vorsprung auf dem korrekten Weg. Brutal, wie es hier dann wieder runtergeht. All die liebgewonnenen Höhenmeter einfach in muskuläre Wärme rückverwandeln. Rekuperation haben wir bisher nicht trainiert. Wir sind ja keine Toyotas. Aber so eine Tempoeinheit ist auch mal ganz nützlich. Endlich kommt Torsten wieder in Sicht. Mario flucht oberflächlich, weiß aber, dass das die beste mentale Vorbereitung auf seinen T88 in den Alpen sein wird.
Die Pilgergaststätte lassen wir rechts liegen. Wir fokussieren auf den VP am Busbahnhof von St. Peter. Den hat Frieda uns beim Gründonnerstag-Meeting im Anker verordnet. Aber leider führt der Kreuzweg wieder nicht direkt nach St. Peter. Wir müssen über das Hochgericht: 813 Meter, scharfer Wind vom schneebedeckten Feldberg. Eindrucksvoll, wie die Aussicht, unangenehm kühl für Alle außer für Jürgen, unseren Minimalisten und Yeti, der nie friert. Frieda empfängt uns herzlich, obwohl wir eine halbe Stunde zu spät sind. Kurzerhand ziehen wir den voll gedeckten Tisch in die windgeschützte Bushaltestelle um. Was folgt ist klar: Bio-Völlerei ohne Limit. Alles so lecker, alles so herzlich zubereitet. Wer will da den Asketen spielen? Wir MDM-Läufer haben den Kamel-Modus ja trainiert: Wochenlang Verzicht und dann voll zuschlagen. Scherz beiseite, alle haben mehr als eine Stunde nach dem VP noch Probleme, sich unbeschwert zu bewegen. Und wir haben erst 25 Kilometer. C'est la vie, aber Frieda, wenn Du diese Zeilen lesen solltest: Bitte denke beim nächsten Mal daran: Torsten hat sich beim 68. MDM extra mit dem Schild fotografieren lassen: „Nur mit trockenes Brot füttern‟.
Der Lauf wird zum Trail. Der Kandel Höhenweg, das ist ein Klassiker unter den Hürdenläufen. Bannwald heißt halt, es wird nichts gemacht, wenn mal ein Baum umfällt. Und hier ist die Gravitation besonders hoch, so erscheint es uns zumindest. Ich freue mich, denn bald schon habe ich eine Viertelstunde Vorsprung in meinem Revier am Roßkopf. Joachim lässt sich die Turmbesteigung nicht nehmen, doch die anderen sind zu spät. Jürgen ist eine Zugbindung für 16 Uhr eingegangen. Der Downhill Roßkopf-Kanonenplatz-Innenstadt ist natürlich meine Domäne. Hier bin ich zuhause, auch wenn das angeschlagene Tempo Mario frustriert. Aus Zeitmangel lassen wir dann leider den letzten Kreuzweg des Tages aus. Mit dem Lorettoberg fehlen 2 Kilometer. Offiziell haben wir nur 45 Kilometer auf der Karte, aber freuen uns trotzdem über die letzten Flaschen von Torstens MDM25er-Finisher-Bier am Ersatz-IRONMAN-BWM.
Euer Christof