85. MDM, 3. Winterlauf 2018: Keidel Mineral-Thermalbad

Die MDM-Winterlaufserie 2018 wird am Samstag, dem 15. Dezember mit dem Quatre-vingt-cinquième MDM fortgesetzt. Start und Ziel ist das Keidel Mineral-Thermalbad in Freiburg

 

Start / Ziel: Samstag, 15. Dezember um 08:30h, Parkplatz Keidel Mineral-Thermalbad

 

Strecke: 42,8 KM, 880 +/- HM (Strecke 2018 optimiert)

 

VPs: n.N.

 

Résumé: Frühstart statt Frühstück heißt es mal wieder an einem Samstag in der Dezembermitte des fünften MDM-Jahres. Fünf Starter finden sich pünktlich ein. Jürgen hat schon eine Radtour in kurzer Hose hinter sich. Es ist kalt geworden in den letzten Tagen. An der Startlinie ist immerhin die Erfahrung von insgesamt 227 MDM-Marathons versammelt. Kein Wunder, mit Torsten (44), Jürgen (51), Joachim (32) und mir (84) sind die führenden Wiederholungstäter vertreten. Mario (16)  bewegt sich aber ebenfalls unter den Top-10 Läufern und distanziert den MDM-Tabellenkeller schon mit beinahe 10 Zählern.


Die Stimmung ist gut, das Licht zunächst noch etwas hochneblig-trüb. Durch die Peripherie St. Georgens finden wir die Wege an den Fuß der Schönberg-Nordwand. Spätherbstlich mit Laub geschmückte Trails bringen uns kurzweilig zum Schönberggipfel. Zwischen KM 5 und 8 sammeln wir schon die Hälfte der heutigen Höhenmeter ein. Schön, dass Torsten kurzfristig den Gipfel ins Programm genommen hat, denn eindrucksvoll begrüßt uns die theatralische Beleuchtung der Szene um die Holzschlägermatte. Sonnenstrahlen aus der dunklen Wolkendecke im Winkel der Hangneigung akzentuieren die Höhenlagen der Südschwarzwälder Gneismasse. Das alles ohne weitere Erläuterungen zur Geologie und Tektonik, es ist zu frisch und wir müssen weiter. Downhill geht es Richtung Hexental durchs Naturschutzgebiet Berghauser Matten, die von den Schafen auch zu dieser Jahreszeit akribisch getrimmt werden. Oberhalb von Bollschweil folgen die letzten Bergwertungen für heute. Zwischen Steinberg und Dürrenberg laufen wir auf Afrika zu. Afrika? MDM-Overseas? Weit gefehlt, Afrika existiert als exotischer Name eines Gewanns oberhalb von Pfaffenweiler. Die Badische Zeitung erklärte die besonderen Geschichte im August 2013 folgendermaßen:

 

...In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts herrschte in vielen Gemeinden Südbadens große Armut. Die Zeit war geprägt von kriegerischen Auseinandersetzungen, von der gescheiterten badischen Revolution und mehreren aufeinanderfolgenden Missernten. 1845 und in den Jahren danach kam noch eine Kartoffelfäule hinzu. Die Gemeinden waren für die Armen in den Dörfern verantwortlich. So wurde auch in Pfaffenweiler eine Suppenküche eingerichtet, um die kinderreichen Familien, die Erwerbslosen und die Kranken ein wenig zu unterstützen. Auch nahmen in dieser Zeit viele Menschen das Angebot an und wanderten nach Amerika aus. Dort wollten sie eine neue, hoffentlich bessere Heimat finden und sich eine neue Existenz aufbauen. Um die Reise zu finanzieren, verkauften einige der Auswanderer ihr Haus und ihre Rebanlagen, andere ließen sich ihren Erbteil auszahlen. Es gab aber auch Menschen, die kein Geld hatten. Vor allem Frauen mit unehelichen Kindern gehörten dazu.

Da kam ein Angebot aus Algerien. Die Reise nach Nordafrika war weitaus günstiger wie die Überfahrt nach Amerika. Und so entschied Pfaffenweilers Gemeinderat 1853, die Auswanderung von "23 Familien hießiger Armen nach Algerien in 136 Köpfen" zu finanzieren. Das dazu notwendige Geld beschaffte sich die Gemeinde durch den Verkauf von Holz im Gewann Hasenfahren-Wald. Das Holz wie auch die Flurstücke wurden an Bürger der Gemeinde verkauft. Das Grundstück erhielt daraufhin den Namen Afrika. Haben die Winzer heute in der Rebanlage zu tun, sagen nicht etwa "Ich geh’ nach Afrika" sondern "Ich geh’ ins Afrika", nämlich in das Gewann Afrika.
" (aus: http://www.badische-zeitung.de/pfaffenweiler/zu-den-reben-ins-afrika--74803671.html )



Migrationsbewegungen aus einer ungewohnten Perspektive. Wir bewegen uns auch weiter. Der 2. Teil der Reise hält weniger Abwechslung bereit. Es geht in die weiten Ebenen, der Mooswald entlässt uns nach Tiengen, wo heißer Kaffee, Getränke und Backwaren am VP-Edeka auf uns warten. So ersehnt wie erholsam der Zwischen-Stopp auch sein mag: Die Strafe folgt auf dem Fuße: Loslaufen in der Kälte mit Kilometer-28,5-schweren Beinen. Die Sonne hat sich inzwischen durchgesetzt und wir kommen wieder in Fahrt. In Opfingen gibt es eine winzigkleine Höhenmeter-Zugabe. Am  Rande des Tunibergs die klassische Turmwertung mit unverbautem Blick in die Freiburger Bucht. Abstieg nach St. Nikolaus, ein paar Tage zu spät nach dem gregorianischen Kalender, zu früh nach dem julianischen, aufgrund dessen manche Orthodoxe erst am 19. Dezember der Ikone gedenken.


Zurück in den Mooswald überrascht uns ein anderes Laufevent. Wir teilen uns einen kurzen Streckabschnitt mit dem neuen Crosslauf am Opfinger See. Tolle Stimmung dort im Zielbereich, kein Wunder, denn schon aus der Ferne wird uns klar: Sie haben Pit ein Mikrofon in die Hand gegeben. Die Fische wird’s nicht weiter stören, wir freuen uns über ein wenig Abwechslung. Entlang des Ostufers denke ich zurück an meine August IRONMAN-Trainingseinheiten: Die Längsachse des Opfinger Sees - retour und in Bananenform geschwommen – waren jeweils lange 3 Kilometer. Das Naturschutzgebiet Freiburger Rieselfeld hält dann noch 2 Geradeaus-Kilometer bereit, bevor wir uns im Mooswald auf KM 39-42 besonders auf die Sauna im Thermalbad freuen. Mario ergreift seine Chance, zieht den Spurt schon kurz hinter den Schlatthöfen an, weil ich noch dringend ein paar schöne Tierbilder brauche. So erreichen wir unsere imaginäre Ziellinie (Abklatschen des IRONMAN-BMWs) in kurzer aber eindeutiger Folge: Mario gewinnt, Torsten einzuholen (Revanche 84er MDM) gelingt mir nicht mehr, dann Joachim und Jürgen sichert das Feld als Besenläufer nach hinten ab. Alle im typischen Finisher-Stolz, mal wieder „eine Schlacht geschlagen zu haben“. Jürgen, den Umweltfreund, entlassen wir dann bald in die traute Zweisamkeit mit seinem Drahtesel. Wir ziehen weiter in die Therme und geniessen die Wärme, nicht ohne uns in ein Gespräch zur Dimension unseres individuellen MDM-CO2-Footprints zu verwickeln.

Danke an Alle, wir haben 13.425 EUR erreicht

Euer Christof 

 

 

 

 


Foto aus: http://www.keidelbad.de

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